Unsere Gründerin
Mutter Maria Augustina wird als Clara Schumacher am 23. April 1887 in Pfaffendorf bei Koblenz geboren. Sie ist das erste von acht Kindern des Gärtners Josef Anton Schumacher, einem Schweizer aus dem Kanton St. Gallen, und seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Göring, einer Rheinländerin aus Horchheim bei Koblenz. Die Familie lebt in einfachen Verhältnissen, doch die Eltern geben ihren Kindern etwas mit, das von ihrer ältesten Tochter als „kostbares Erbe” empfunden wird: eine tiefe Religiosität.
Das Lernen fällt Clara leicht und beim Schulabgang erhält sie das beste Abschlusszeugnis. Sie träumt davon, Lehrerin zu werden, doch der Vater erlaubt es nicht. So absolviert sie eine kaufmännische Lehre in Koblenz und arbeitet ab 1906 in Mannheim. Mehr und mehr wächst in ihr der Wunsch ganz Gott anzugehören und immer wieder fragt sie sich: „Was ist meine Berufung? Wo will Gott mich haben?” 1909, mit zweiundzwanzig Jahren, schließt sich Clara den „Schwestern vom Heiligen Geist” in Koblenz an. Eine schwere Lungenerkrankung zwingt sie jedoch 1913, noch vor Ablegung der ewigen Gelübde, die Gemeinschaft wieder zu verlassen.
Unmittelbar nach ihrer Genesung tritt Clara 1914 in den Dritten Orden des heiligen Franziskus ein und erhält den selbstgewählten Namen Schwester Augustina. Der im gleichen Jahr beginnende erste Weltkrieg bringt unvorstellbares Leid unter die Menschen und Schwester Augustina und ihre Mitschwestern setzen in Koblenz alles daran, die große Not ein wenig zu lindern. Ganz im Sinne ihres Ordensvaters, dem heiligen Franz von Assisi, kümmern sie sich um Hilfsbedürftige und bauen die Hauspflege für Kranke und Familiencaritas auf. Mit dem Direktor des Dritten Ordens, Kapuzinerpater Philibert, gründet Schwester Augustina 1921 den „Hauspflege- und Hilfsverein Koblenz-Ehrenbreitstein” und wird dessen Oberin.
Sich der Führung Gottes zu überlassen und ganz Seinem Willen zu entsprechen, das ist Schwester Augustinas Wunsch – ihr Leben lang. Als sie „zufällig” eine Predigt des Dresdner Kaplans Englert hört, in der er von der Not des neugegründeten Bistums Meißen berichtet, erkennt sie: Es ist Gottes Wille, dass sie nach Sachsen geht. Der Herr ruft sie in die Diaspora. Und treu ihrem Leitspruch „Wille Gottes über alles” fügt sich die junge Frau in völliger Hingabe.
In vollstem Gottvertrauen
Im August 1923 kommt Schwester Augustina mit einer Mitschwester in Dresden an. Im dortigen Kolpingshaus, wo die beiden anfangs leben und arbeiten, begegnet ihnen der Meißner Bischof Dr. Christian Schreiber. Er erkundigte sich nach ihren Namen und fragt Schwester Augustina: „Was machen Sie hier?” Sie zögert nicht lange: „Am liebsten würde ich einen Orden gründen.” Der Bischof antwortet: „Also gründen Sie einen!”
Bereits am 8. Dezember 1923, dem Tag der unbefleckten Empfängnis Mariens, gründet Schwester Augustina die „Nazarethschwestern für Familiencaritas vom heiligen Franziskus”. Die Aufgaben der Gemeinschaft liegen zunächst in der Betreuung von Familien bei Erkrankung oder Abwesenheit der Mutter, sowie in der Pflege und Begleitung Sterbender. Doch die stetig wachsende Zahl an Schwestern erlaubt es der jungen Gemeinschaft schon bald weitere Tätigkeiten zu übernehmen: So führen die Schwestern in Dresden ein Haus für alleinstehende, erwerbstätige Frauen, kümmern sich um die Betreuung von Kleinkindern und wirken vermehrt in der Kranken- und Altenpflege. 1928 entsteht ein Mütter- und Entbindungsheim und auf dem Anwesen des Mutterhauses in Goppeln ein Kinder- und kurz darauf auch ein Altenheim. Alles unter Leitung von Mutter Maria Augustina.
Damit die Gemeinschaft der Nazarethschwestern einen kirchenrechtlichen Status erhält, erarbeitet Mutter M. Augustina mit Hilfe der in Dresden ansässigen Jesuiten eine Regel für die Gemeinschaft sowie Konstitutionen für das gemeinsame Leben und sendet alles zur Überprüfung nach Rom – und der Heilige Stuhl gibt seinen Segen. Am 15. Juni 1928, dem Herz-Jesu-Fest, erfolgt in Goppeln die feierliche Bestätigung der „Kongregation der Nazarethschwestern vom heiligen Franziskus” als bischöfliche Diözesankongregation. Mutter M. Augustina wird die erste Generaloberin.
In den kommenden Jahren widmen sich die Schwestern ganz ihrem Dienst für Gott und für die Menschen. Mutter M. Augustina ist in dieser Zeit bestrebt, nur ein Werkzeug in den Händen des Herrn zu sein. So führt sie die Kongregation demütig, gehorsam und voller Liebe.
Am Abend des 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung, dem Ende des zweiten Weltkrieges, kommen sowjetische Soldaten zum Kloster. Mutter M. Augustina versieht zu dieser Zeit einmal mehr Dienst an der Pforte. Als Tochter eines Schweizers ist sie im Besitz eines Schweizer Passes und hofft, damit ihre Schwestern und das ganze Haus schützen zu können. Nach einem Wortwechsel gibt ein betrunkener Soldat mehrere Schüsse auf Mutter M. Augustina ab. Die Verletzungen sind so schwer, dass sie unmittelbar darauf stirbt. Aufgrund der Zerstörung der Stadt kann Mutter M. Augustina nicht auf dem Friedhof in Dresden beerdigt werden und findet deshalb ihre letzte Ruhestätte im Klostergarten, so wie sie es Jahre zuvor gleichsam prophetisch vorhergesagt hatte – unter einer Schweizer Tanne.