Liebe Freunde, Bekannte und Wohltäter,
mit dem 65. Psalm grüße ich Sie zum Monat August. Er fängt alles ein, was wir mit dem Sommer verbinden.
Du sorgst für das Land und tränkst es:
du überschüttest es mit Reichtum.
Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt.
Du schaffst ihnen Korn, so ordnest du alles.
Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen,
machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse.
Du krönst das Jahr mit deiner Güte,
deinen Spuren folgt Überfluss.
In der Steppe prangen die Auen,
die Höhen umgürten sich mit Jubel.
Die Weiden schmücken sich mit Herden,
die Täler hüllen sich in Korn.
Sie jauchzen und singen.
Manchmal werden wir nachts wach durch den rauschenden Regen. Wenn es ein heißer Tag war, sind wir froh und dankbar für die Abkühlung. Andererseits sind wir besorgt, wenn es solche Mengen regnet, dass es der Natur nicht mehr bekommt. Dann kann der Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen. Bäche und Flüsse treten über die Ufer und richten großen Schaden an. Felder und Äcker sind einige Zeit mit Wasser bedeckt, so dass die Ernte gefährdet oder sogar vernichtet ist. Oft genug hören wir davon in den Nachrichten.
In der Bibel ist des öfteren von der Kostbarkeit des Regens, aber auch von seiner zerstörerischen Macht die Rede. Sie kennt den Tau, den bekömmlichen Regen und den Wolkenbruch. Tau ist ein sanfter Niederschlag. In schönen Wasserperlen liegt er auf Blättern und Blüten. So, wie der Tau den Boden und die Pflanzen erfrischt, so erquickt uns die Gnade Gottes. Beim Propheten Hosea finden wir das schöne Wort: „Ich werde für Israel da sein wie der Tau, damit es aufblüht wie eine Lilie“ (Hos 4,6).
Regen ist die Voraussetzung für Fruchtbarkeit und gute Ernten. In den Psalmen ist Regen gleichbedeutend mit Segen. In Psalm 65 beten wir: „Du sorgst für das Land und tränkst es; du überschüttest es mit Reichtum. Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen, machst sie weich durch Regen“ (Ps 65,10+11). Auch Psalm 104 ist dankbar für den Regen: „Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, aus deinen Wolken wird die Erde satt“ (Ps 104,13). So wie der sanfte und gleichmäßige Regen die Schollen aufweicht und sogar die Wüste zum Blühen bringt, so weicht Gottes Gnade das verhärtete Erdreich unseres Herzens auf und bringt es wieder zum Blühen. Psalm 143 nimmt dieses Bild auf: „Meine Seele dürstet nach dir wie lechzendes Land“. Und in Psalm 72 wird Gott selbst im Bild des Regens gesehen: „Er ströme wie Regen herab auf die Felder, wie Regenschauer, die die Erde benetzen“ (Ps 72,6).
In den Psalmen finden wir aber auch den zerstörenden Regen. Im Orient gibt es ausgetrocknete Flusstäler, die Wadis. Kleinviehherden aus Schafen und Ziegen konnte man gut in diesen ausgetrockneten Flussbetten voran bringen. Nur ab und zu, wenn sintflutartige Regenfälle die Wadis in kürzester Zeit in reißende Flüsse verwandelten, konnte es unter Umständen für Herden und Hirten kein Entrinnen mehr geben. Vor diesem Hintergrund betet der Psalmist: „Hilf mir, o Gott, schon steht mir das Wasser bis an die Kehle. Ich geriet in tiefes Wasser, die Strömung reißt mich fort!“ (Ps 69,2+3).
Kennen wir das nicht auch? Wenn sich die Probleme häufen und jemand zunächst keinen Ausweg sieht, sagen wir vielleicht: ihm oder ihr steht das Wasser bis zum Hals. Und wie viele sind im Strudel des Lebens schon mitgerissen worden, weil sie keinen Halt mehr fanden? Gott ist uns Schutz und Hilfe, wenn wir in die Unwetter des Lebens geraten. Er lässt uns nicht im Regen stehen. So betet der Psalmist: „Du bist mein Schirm; du wirst mich vor der Angst behüten“ (Ps 32,7). Und der 91. Psalm lädt uns ein, unter dem „Schirm des Höchsten“ (Ps 91,1) zu bleiben und uns bei ihm zu bergen. In seiner ursprünglichen Bedeutung ist „Schirm“ gleichzusetzen mit Schutz.
Dem Starkregen bzw. dem ausbleibender Regen verdanken wir große Wassergeschichten des Alten Testaments. Ein 40tägiger Regen, den wir die Sintflut nennen, bringt vielen den Untergang; nur Noah und seine Familie werden gerettet. Wasser wird zum Symbol für den Untergang wie für die Rettung.
Ausbleibender Regen bringt die Hebräer, die Ägypten den Rücken gekehrt hatten, in große Bedrängnis. Im 2. Buch Mose erfahren wir, dass die Israeliten auf dem Zug durch die Wüste am Verdursten waren. Sie zweifelten an Gott und murrten gegen Mose. „Warum hast du uns überhaupt aus Ägypten hierher geführt? Um uns, unsere Söhne und unser Vieh verdursten zu lassen?“ (2 Mose 17,3). „Mose schrie zum Herrn“ (2 Mose 17,4), und Gott sagte zu ihm: „Dort drüben auf dem Felsen werde ich vor dir stehen. Dann schlag an den Felsen. Es wird Wasser herauskommen, und das Volk kann trinken“ (2 Mose 17,6). So wurden die Israeliten durch das lebendige Wasser aus dem Felsen am Leben erhalten. Im Neuen Testament, im 7. Kapitel des Evangeliums nach Johannes, ruft Jesus aus:
„Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt.
Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen“
(Joh 7,38).
Wir leben vom Wasser, das wir trinken, gerade in diesen heißen Tagen. Das “lebendige Wasser“, das in uns durch die Beziehung zu Jesus aufbricht, fließt und trägt uns ins ewige Leben.
In der Bibel kommt den Wassergeschichten eine große, symbolische Bedeutung zu. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes unerschöpflich. Vielleicht gehen sie Ihnen durch den Sinn, wenn Sie sich das nächste Glas Wasser eingießen. So wünsche ich Ihnen für den Durst des Körpers einen köstlichen Trunk Wasser und für die Seele, die nach Gott dürstet, das „lebendige Wasser“, das Jesus anbietet.
Eva Nees