Liebe Verwandte, Freunde und liebe Andachtsgemeinde!
„Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten“
Dieser Februar ist ein besonderer Monat: er hat 29 Tage und zeigt uns drei verschiedene Gesichter:
Strahlend präsentiert sich am 2. Februar der Lichtmesstag. Gerade bei älteren Menschen, besonders im Erzgebirge, ist er noch im Bewusstsein. Spätestens an diesem Tag werden die Räuchermänner und Nussknacker wieder eingepackt. Am Lichtmesstag begegnet uns versteckt die Zahl 40, denn das Kirchenjahr hat Zeitangaben aus dem Judentum übernommen. So wurde der Erstgeborene am 40. Tag nach der Geburt im Tempel Gott „dargestellt“. Durch ein bestimmtes Opfer, bei Josef und Maria war es ein Paar Tauben, konnte er wieder „ausgelöst“ werden.
Soweit verläuft für Josef und Maria alles „normal“. Dann aber kommt es zu einer unerwarteten und ungewöhnlichen Begegnung im Tempel. Ich bezeichne den Lichtmesstag gerne als Ehrentag der Senioren, denn Simeon und Hanna, zwei alt gewordene fromme Menschen, dürfen im Christkind dem Messias Gottes, ja Gott selbst begegnen. Der Ort des Geschehens ist nicht unbedeutend: der Tempel ist das Heiligtum der Judenheit schlechthin. Hier wird die Anwesenheit Gottes verehrt, und im kleinen Kind Jesus ist die Gegenwart Gottes wirklich erfüllt.
Simeon schenkt uns ein Gebet, das sich wunderbar als Abendgebet eignet (Lk 2,29-32):
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast,
in Frieden scheiden,
denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Der Lichtmesstag hat seinen Namen von der Kerzenweihe in den Kirchen und von einer Prozession mit brennenden Kerzen, einer Lichtfeier, die ähnlich in der Osternacht begangen wird, wenn die Gläubigen ihre Kerzen an der Osterkerze entzünden.
Genau in der Mitte des Monats wird der Februar „geteilt“. Während in den Faschingstagen Ausgelassenheit, Feierlaune und humorvolle Darbietungen vorherrschen, beginnt am 14. Februar, dem Aschermittwoch, eine neue Zeit, die Fastenzeit. Sie dient der inneren Vorbereitung auf das Osterfest. Am Dienstag darf man sich noch hinter Verkleidung und Maskerade verstecken. Um Mitternacht wird abgeschminkt. Die Dekoration wird beiseite geräumt. Der Kehraus beendet das fröhliche Treiben. Nach dem Rausch und der Fröhlichkeit der Faschingstage, nach Genuss und Spaß, kehren Ernsthaftigkeit und Nüchternheit ein.
Beide Seiten haben ihre Berechtigung, wie der Prediger Salomo (Kohelet) schreibt: „Alles hat seine Stunde. Für jegliches Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“ (Pred/Koh 3,1). Und die große spanische Heilige Teresa von Avila hat in ihrer tiefen aber auch praktischen Frömmigkeit festgestellt: „Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten“.
Wir Christen sollen nicht mit sauertöpfischer Miene herumlaufen. Wir dürfen das Leben feiern, wissen aber auch Abstand zu nehmen und uns nach innen zu kehren. Wir wissen, dass Jesus sich gerne einladen ließ und in kleiner oder großer Runde mit Jüngern und Freunden, aber auch mit „Zöllnern und Sündern“ ein Festmahl genoss, wie z. B. nach der Berufung des Zöllners Matthäus (Levi) (Lk 5,29). Er setzte sich sogar dem Vorwurf aus, ein „Fresser und Säufer“ zu sein (Mt 11,19). Das größte Fest, das er mitfeierte, war wohl die Hochzeit von Kana (Joh 2,1-12). Es wurde gesungen und getanzt und, wie wir aus dem Johannes-Evangelium wissen, reichlich Wein genossen. Jesus hat aber auch die Einsamkeit geschätzt. Mehrmals heißt es in den Evangelien, dass er sich zurückzog, um in der Einsamkeit zu beten, manchmal eine ganze Nacht hindurch.
Mit dem Aschermittwoch beginnen die 40 Tage der Fastenzeit. So wie wir das Bedürfnis haben, einen Frühjahrsputz in unserer Wohnung durchzuführen, die Fenster zu öffnen und zu putzen, damit Licht und Sonne hereinströmen können, so braucht auch unser inneres Leben eine Zeit der Umkehr, der Besinnung, der Prüfung, der Erfrischung und der neuen Ausrichtung auf Gott. Wir werden angeregt, verschiedene Genussmittel wegzulassen, festgefahrene Gewohnheiten aufzubrechen, unsere Mitmenschen neu wahrzunehmen und, je nach Vermögen, eine Spende für Notleidende zu geben. Vielleicht ist es auch an der Zeit, Beziehungen zu heilen, jemandem zu verzeihen oder um Verzeihung zu bitten. „Kehre um und glaube an das Evangelium“ – mit diesen Worten wird den Gläubigen das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet.
Die Beziehung zu Gott bewusster zu pflegen, ist die große Chance der Fastenzeit. Wir nehmen uns Zeit für ein Gebet am Morgen und am Abend, für einen Psalm oder einige Liedverse, die unsere tägliche Verbindung mit Gott neu beleben. „Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft“ sagt Gott uns durch den Propheten Jesaia zu (Jes 30,15).
„Alles hat seine Stunde“ (Pred/Koh 3,1). Ich wünsche Ihnen fröhliche Faschingstage und dann die innere Einkehr am Aschermittwoch, also Rebhuhn und Fasten – ein jedes zu seiner Zeit.
Eva Nees