City-Lauf und Rosen
90 Jahre Kongregation der Nazarethschwestern
Der Dank an die Nazarethschwestern füllte das Hauptschiff der Kathedrale bis auf den letzten Platz. Der besondere Anlass des Gottesdienstes kam schon im feierlichen Einzug des liturgischen Dienstes zum Ausdruck. Altbischof Joachim Reinelt hatte es sich nicht nehmen lassen, den Festgottesdienst zum 90jährigen Jubiläum des Bestehens der Diözesankongregation der Nazarethschwestern vom hl. Franziskus zu zelebrieren.
Voll tiefer Dankbarkeit für den Segen, der in 90 Jahren von den Nazarethschwestern ausgegangen ist, ließ der Bischof Stationen des Weges von Sr. Augustina, der Mutter Gründerin, und ihrer Schwestern aufleuchten. Immer waren die Zeiten schwer gewesen. Kampfgeist und Gottvertrauen zeichneten die Gründerin und ihre Kongregation aus. Dass die Kapellknaben sangen, war sicher eine große Freude für die Schwestern, betreuten sie doch jahrelang das Kapellknabeninstitut.
Die Fürbitten wurden von einigen Schwestern am Symbol der Rose festgemacht. Eine Rose erfreut durch ihre Schönheit und ihren Duft, sie verletzt aber auch durch ihre Dornen. Beides, Freude und Schmerz, gehörten 90 Jahre lang zum Alltag der Nazarethschwestern und der ihnen anvertrauten Menschen. Am Ende der Fürbitten stand ein prächtiger Rosenstrauß vor dem Altar, neben einer Kerze, die eigens für die Schwesterngemeinschaft gestaltet worden war, was wiederum ein schönes Sinnbild für die Hingabe der Schwestern an Gott und die Menschen ergab.
Nach dem Festgottesdienst lud der Vorstand des Freundeskreises die Schwestern und alle, die ihnen verbunden sind, ins Haus der Kathedrale zu einem Mittagsimbiss ein. Auf dem Weg dorthin gab es eine Überraschung: die Straße war für den City-Lauf abgesperrt und konnte eigentlich nicht überquert werden. Unbekümmert – aber ohne die Läufer zu behindern – gingen einige Schwestern ein Stück auf der abgesteckten Strecke – wiederum ein Symbol für Zielstrebigkeit auf dem Glaubensweg, der vom Apostel Paulus mit dem anstrengenden Lauf eines Sportlers verglichen wird, der den Sieg erringen möchte (vgl. 1 Kor. 9,24 und 2Tim 4,7).
Im Haus der Kathedrale wartete eine besondere Überraschung. Aus den Gemeinden des evangelischen Kirchenbezirks Dresden-Mitte waren Bläser – unter ihnen Superintendent Christian Behr – gekommen, um unter dem Dirigat von Frau Anke Schutzeichel die Gäste zu empfangen und der Kongregation ein „Geburtstags-Ständchen“ zu bringen.
Mutter Generaloberin Sr. Daniela begrüßte die Anwesenden. Sie rief in ihrer Ansprache noch einmal die Stationen des Weges von Mutter Augustina ins Gedächtnis wie z. B. den Erwerb des Anwesens in Goppeln 1925 und die Erhebung zur Kongregation durch den Hl. Stuhl am Herz-Jesu-Fest, dem 15.6.1928. Sr. Daniela erinnerte an die Einsatzorte der Nazarethschwestern in der Pfarrseelsorge, der Familien- und Krankenpflege, im Säuglings-, Kinder- und Pflegeheim. Hervorgehoben wurde auch die Gründung des Freundeskreises am 8. Mai 2001.
Mutter Oberin brachte weiterhin den Dank zum Ausdruck, der an diesem Tag einen besonderen Stellenwert habe: Dank an den Bischof, die Konzelebranten und die Diakone für den Festgottesdienst, Dank an die Seelsorger, Ärzte und Therapeuten, Dank an die Mitarbeiter sowie an die Mitglieder des Freundeskreises und an alle Wohltäter und Freunde.
Dr. Arnold Hertzsch, der Vorsitzende des Freundeskreises, deutete in seiner Ansprache das Lied „Vertraut den neuen Wegen“ (von Prof. Klaus Peter Hertzsch) auf Mutter Augustina um, die aufgebrochen ist und neue Wege gewagt hat. Sachsen war ihr „gelobtes“ (d.h. versprochenes) Land. Auf ihn wirke das Kloster in Goppeln wie der Vorhof des Himmels. Diese Ausstrahlung spürten auch Menschen, die den Glauben noch nicht kennengelernt haben. Den Nazarethschwestern widmete Dr. Hertzsch den Ausspruch von Mutter Teresa: „Seid ein lebendiger Ausdruck der Liebe Gottes!“
Der langjährige Domkapellmeister Konrad Wagner fand schließlich bewegende Worte über die Zeit, in der die Goppelner Schwestern die Kapellknaben mütterlich umsorgten.
An den Tischen waren lebhafte Gespräche im Gang. Mitglieder des Freundeskreises sowie weitere Freunde des Klosters feierten mit einem Herzen voll Dankbarkeit das Fest des „90. Geburtstags“ der Nazarethschwestern von Goppeln.
Wie ein Signal für die Zeit bis zum 100jährigen Jubiläum war die Strecke des City-Laufes nach der Feierstunde wieder frei gegeben. „Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen, das Land ist hell und weit“ (Klaus Peter Hertzsch).
Eva Nees