Liebe Verwandten, Freunde und liebe Andachtsgemeinde,
wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit´. Halleluja.
Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist.
Dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. Halleluja.
Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt
und uns erlöst vom ewgen Tod. Halleluja.
Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis,
der uns erkauft das Paradeis. Halleluja.
Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit
von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja
Mit diesem fröhlichen Lied (Gesangbuch Nr. 100, Gotteslob Nr. 326) grüße ich Sie zur österlichen Zeit. Der Andachtsbrief zum April muss in der letzten Märzwoche beginnen, denn am 25. März hatten wir Vollmond. Seit dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 feiern wir Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Ostern ist also ein bewegliches Fest, während Weihnachten immer zum gleichen Datum gefeiert wird egal, auf welchen Wochentag es fällt.
Da dem Osterfest zwei Feiertage gewidmet sind, verbindet es in diesem Jahr die Monate März und April wie ein Scharnier. 40 Tage lang, während der Fasten- oder Passionszeit, haben wir uns auf Ostern vorbereitet. Weitere 40 Tage, bis zum Fest von Christi Himmelfahrt, gehen wir mit dem auferstandenen Herrn wie die beiden Jünger, die am Ostermorgen tieftraurig über Jesu Tod am Kreuz von Jerusalem nach Emmaus wanderten und dabei erfahren durften, dass der auferstandene Herr sie begleitete.
In den Ostererzählungen der Evangelien spielt der frühe Morgen mit dem Sonnenaufgang eine herausragende Rolle. Deshalb beginnen die Gottesdienste zur Osternacht meist vor Tagesanbruch, um dann den Aufgang der Ostersonne bewusst zu erleben. Alle vier Evangelisten schreiben, dass Frauen „am ersten Tag der Woche“ (also am Tag nach dem Sabbat, der auf den Karfreitag folgte,) sehr früh am Tag zum Grab Jesu unterwegs waren, um seinen Leichnam zu salben. Beim Evangelisten Markus heißt es: „in aller Frühe, als eben die Sonne aufging…“(Mk16,2). Matthäus formuliert: „in der Morgendämmerung…“ (Mt 28,1). Lukas macht folgende Zeitangabe: „in aller Frühe…“ (Lk 24,1). Und Johannes schreibt: „frühmorgens, als es noch dunkel war…“ (Joh 20,1). So wurde die Ostersonne zum Symbol für den auferstandenen Christus. Wie sich die Sonne strahlend und siegreich über die Nacht erhebt, so erhob sich Christus aus dem Grab.
Ein zweites Motiv der biblischen Ostererzählungen ist der schwere Stein, mit dem das Felsengrab Jesu verschlossen war. Wir dürfen uns diesen Stein wie einen überdimensionalen Mühlstein vorstellen, der vor den Eingang der Grabhöhle gewälzt wurde. So machten sich die Frauen unterwegs schon Gedanken, wer ihnen den Stein wegwälzen könnte, denn dafür reichte ihre Kraft nicht aus. Und nun das Staunen: Maria Magdalena „ging zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war“ (Joh 20,1). Auch die anderen Frauen sahen, „dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß“ (Mk 16,4).
Bei Matthäus erhält die Öffnung des Grabes Jesu eine große Dramatik. „Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben. Ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee“ (Mt 28,2+3). Der große Stein, das Bedrohende und Verschließende, das scheinbar Unüberwindliche, wird zur Sitzgelegenheit für den Engel!
Wir haben also verschiedene Ostererzählungen, die aber alle den frühen Morgen und den schweren Stein betonen. Alle schweren Steine, die uns das Leben in den Weg legt, sind in der Kraft Gottes überwindbar. Alle Stolpersteine des Lebens werden zum Ort, an dem Gott wohnt, wie Jakob erfahren durfte, als er auf der Flucht vor seinem Bruder Esau seinen Kopf zum Schlafen auf einen Stein legte und den Traum von der Himmelsleiter geschenkt bekam (1 Mose/Genesis 28,10-20).
Ostern ist keinesfalls nur ein Ereignis, das in der Vergangenheit stattfand und uns nichts mehr angeht. Jesus ist als der auferstandene Herr nicht mehr an Raum und Zeit gebunden. „Im Geist“ ist er uns nahe, wie er versprochen hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Wir dürfen unser Leben als Lebensgemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn verstehen. Wir dürfen immer mit ihm im Gespräch sein und ihm wie einem Freund oder Bruder unsere Freuden und Sorgen mitteilen durch Gebete, die wir auswendig gelernt haben oder mit unseren eigenen Worten. Wir können ihn in jeder Situation anrufen, ihm danken oder ihn um Hilfe bitten. Schriftworte, die uns einfallen, „zufällige“ Begegnungen und erstaunliche Ereignisse dürfen wir als Antwort auf unsere Anliegen ansehen. Der Auferstandene begleitet uns aufmerksam; wir müssen es nur wollen. Er schenkt Kraft, inneren Frieden und eine stille Freude im Herzen. Gewaltlos hat er die Gewalt bezwungen und so dem Tod, der Sünde und dem Bösen die Macht genommen. Mit einfachen aber kraftvollen Worten bringt das ein Kirchenlied von 1623 – mitten im 30jährigen Krieg geschrieben – zum Ausdruck:
Christus ist auferstanden, Freud ist in allen Landen.
Drum lasst uns fröhlich singen und Halleluja klingen!
Hölle ist überwunden, Satan ist angebunden.
Drum lasst uns fröhlich singen und Halleluja klingen!
Gott sind wir all versöhnet, herrlich sein Gnad uns krönet.
Drum lasst uns fröhlich singen und Halleluja klingen!
Freuen wir uns über die vielen Zeichen von Auferstehung in der Frühlingsnatur und stimmen wir dankbar in das österliche Halleluja ein. Eine gesegnete Osterzeit wünscht Ihnen
Eva Nees