Januar 2024: Andachtsbrief von Frau Eva Ness

Liebe Verwandte, Freunde und
liebe Andachtsgemeinde!

„Nun lasst uns gehen und treten mit Singen und mit Beten
zum Herrn, der unserm Leben bis hierher Kraft gegeben.

Wir gehn dahin und wandern von einem Jahr zum andern,
wir leben und gedeihen vom alten bis zum neuen.

Gelobt sei deine Treue, die alle Morgen neue;
Lob sei den starken Händen, die alles Herzleid wenden.

Gib mir und allen denen, die sich von Herzen sehnen
nach dir und deiner Hulde, ein Herz, das sich gedulde.

Das alles wollst du geben, o meines Lebens Leben,
mir und der Christen Schare zum sel`gen neuen Jahre“.

Zum Jahresbeginn machen wir uns diese Gebetsworte von Paul Gerhardt (ev. Ges.b. Nr. 58) zu eigen. Das alte Jahr ist in den „Schoß der Zeit“ versunken, und das neue geht der Ewigkeit entgegen. Wir tauschen gute Wünsche aus und hoffen aufs Neue, dass wir die kommenden Wochen und Monate gut bestehen, dass uns die Gnade geschenkt wird, unerwarteten Schwierigkeiten gefasst zu begegnen und dass wir mit Gottes Hilfe die Mühen des Alltags tapfer auf uns nehmen können.

Silvester scheint mit Lärm und Gefunkel das Weihnachtsgeschehen in den Hintergrund gedrängt zu haben. Doch schon am 6. Januar, dem großen Tag von Epiphanias, auch Erscheinung des Herrn genannt, strahlt es noch einmal unübersehbar auf. Matthäus berichtet als einziger der Evangelisten, dass der Knabe Jesus eigenartigen und auffallenden Besuch bekam (Mt 2,1-12).

Diese drei Herren gehörten jedoch nicht zum Volk und zur Glaubensgemeinschaft der Juden. Es waren weitgereiste Fremde, die sich wohl gut in der Beobachtung der Sterne auskannten. Ein sehr heller Stern, eine auffallende Konjunktion, hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie brachten ihn mit der Geburt eines Königskindes in Verbindung und machten sich auf, diesem einen Besuch abzustatten.

Mit viel Phantasie wurde in den Krippendarstellungen und auf Gemälden dieser Besuch der drei Weisen, auch Sterndeuter oder Könige genannt, in Szene gesetzt. Orientalische Pracht entfaltet sich da und bringt Glanz in das kärgliche Leben der kleinen Familie in ihrem bescheidenen Quartier. Sie kommen aus einer fremden Kultur, vielleicht aus Babylon. Die Gesten, mit denen sie ihre Verehrung zum Ausdruck bringen, sind ungewöhnlich. Vermutlich warfen sie sich der Länge nach zur Erde nieder, um den Königssohn, dem sie den Stern zuordneten, zu ehren.

Exotisch mag ihr Aussehen gewesen sein, verschwenderisch, ja königlich, waren ihre Gaben. Das waren sehr ungewöhnliche Geschenke für eine junge Familie, die für ihren Lebensunterhalt vielleicht Handfesteres gebraucht hätte. Die geheimnisvolle Symbolkraft ist jedoch nicht zu übersehen.

Gold ist ein angemessenes Geschenk für einen König,
Weihrauch ist eine kostbare Gabe für Gott,
Myrrhe ist eine vielsagende Gabe zur Salbung.

So lassen diese Geschenke die verborgene Herrlichkeit Gottes aufleuchten, „erscheinen“, die im kleinen Kind Jesus verborgen da ist. Dieser geheimnisvolle Zusammenhang scheint auch beim Propheten Jesaia auf, wenn er schreibt (Jes 60,5+6):

„Die Schätze der Völker kommen zu dir.
Zahllose Kamele bedecken dein Land,
D
romedare aus Midian und Efa.
Sie alle kommen von Saba,
bringen Weihrauch und Gold
und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn“

Auch im Psalmvers 72,10 ist königlicher Besuch mit reichen Geschenken angedeutet:

„Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke,
die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben“

 Einen Hauch der orientalischen Pracht, die wir mit dem Besuch der drei Weisen verbinden,  verbreiten auch die Sternsinger, wenn sie in den Tagen um den 6. Januar herum die Häuser besuchen und den Segen an die Tür schreiben. Nach dem Motto „Kinder helfen Kindern“ sammeln sie Spenden, um Projekte für notleidende Kinder in ausgewählten Ländern der Welt zu unterstützen.

„Wir kommen daher aus dem Morgenland,
wir kommen, geführt von Gottes Hand.
Wir wünschen euch ein glückseliges Jahr,
Kaspar, Melchior, Balthasar.

Wir bitten: Herr, segne nun dieses Haus
und alle, die gehen ein und aus.
Verleihe ihnen zu dieser Zeit
Frohsinn, Frieden und Einigkeit“.

Ich schließe mich den Wünschen und dem Segensspruch der Sternsinger an und grüße Sie herzlich zum neuen Jahr.

Eva Nees