20.03.2022: Ukrainische Flüchtlinge für eine Nacht im Kloster

Dritter Fastensonntag, 20. März 2022: Sr. Brigitte berichtet beim Mittagessen den Schwestern, dass sie eine große Überraschung am Vormittag erlebt hat:

Sie bekam einen Anruf mit der Bitte, über 50 ukrainischen Flüchtlingen, die auf der Durchreise nach Spanien sind, ein Quartier für eine Nacht zu geben. Und zwar in der heutigen Nacht! Kurz entschlossen habe sie ihrem Herzen einen Stoß gegeben, nachdem die Anruferin erzählte, wie viele Absagen sie bereits bekommen hatte und zugesagt – hoffend, dass genügend Schwestern fähig sind mitzutun, damit diese große Herausforderung gemeistert werden kann. Die Schwestern erklärten sofort und gerne ihre Bereitschaft, mitzuhelfen. Und es fanden sich neben der leiblichen Schwester von Schw. Elisabeth auch noch weitere drei „Freunde des Hauses“, die tatkräftig mithalfen.

In den Häusern Maria am Hang, Haus St. Elisabeth und im Noviziatsbereich des Mutterhauses ließen sich tatsächlich mit Hilfe von vielen Matratzen, verschiedensten Liegen und Sofas 57 Schlafstätten einrichten. Die „Schlepperei“ war für alle sehr anstrengend, aber wir arbeiteten mit viel Elan und Schwung. Das gute Zusammenwirken war eine schöne Erfahrung für uns.

Der spanische Bus kam verspätet in der Nacht gegen 23.45 Uhr in Goppeln an. Die völlig übermüdeten Frauen, Kinder und Kleinkinder wollten meist nichts mehr außer schlafen. Die Verteilung der Leute erwies sich wegen der Sprachbarriere als nicht so leicht: Nur eine einzige Ukrainerin sprach Deutsch, sie wurde als Dolmetscherin eingesetzt. Wenige andere ukrainische Frauen und einzelne spanische Begleiter/innen sprachen Englisch. Aber alle fanden eine Schlafgelegenheit und konnten sich auch noch bei einem Erbseneintopf stärken, wenn sie wollten.

Nach einem einfachen Frühstück fuhr der Bus gegen 9 Uhr am Montag weiter bis zur spanischen Grenze. Dort sollten die Flüchtenden von ihren Verwandten in Spanien abgeholt werden, um eine vorübergehende oder neue Heimat zu finden.

Viele von uns Schwestern fragen sich jetzt seit der Abreise: Ob sie wohl sicher ihr Ziel erreicht haben? Wie es Ihnen wohl jetzt ergeht?